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24.04.2018

Ernährung als Medizin: 1.300 Besucher auf der VegMed 2018

Der medizinische Fachkongress stellte einen neuen Besucherrekord auf. VegMed 2018 begeisterte Fachleute und die interessierte Öffentlichkeit mit neuesten Forschungsergebnissen über pflanzenbasierte Ernährung in der Medizin.

Prof. Dr. Hans Diehl von der Loma Linda University in Kalifornien spricht bei VegMed 2018 über den Zusammenhang von Ernährung und chronischen Erkrankungen. Foto: Sebastian Runge

Vom 20. bis 22. April tagte mit »VegMed 2018« zum fünften Mal eine einzigartige Fachkonferenz zu pflanzenbasierter Ernährung und Medizin in Berlin. Rund 1.300 Fachleute und Interessierte machten die Konferenz zur weltweit größten auf dem Gebiet der Forschung zu vegetarisch-veganer Ernährung. Herausragende Expertinnen und Experten aus Europa, Australien, Asien und den USA berichteten über ihre neuesten Forschungsergebnisse.

Hunderte Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem medizinischen sowie ernährungswissenschaftlichen Bereich, darunter sowohl viele internationale Gäste als auch mindestens ein Drittel Studierende und junge Ärztinnen und Ärzte, konnten sich im Rahmen von wissenschaftlichen Vorträgen, Workshops und Diskussionen fortbilden. Die dreitägige internationale Konferenz war zudem an einem Publikumstag auch für die interessierte Öffentlichkeit zugänglich. Ziel des Kongresses ist die wissenschaftliche Etablierung pflanzenbetonter Ernährung in Medizin und Gesellschaft.

„Die VegMed ist mittlerweile zum festen Bestandteil des Forschungsfelds vegan-vegetarischer Ernährung und Medizin geworden. Diese erfreuliche Entwicklung und das rege Interesse an den medizinischen Chancen pflanzenbasierter Ernährung lassen hoffen, dass die wissenschaftliche Forschung zu pflanzlicher Ernährung in Zukunft weiter aufblüht“, sagt Prof. Dr. med. Andreas Michalsen, Chefarzt am Immanuel Krankenhaus Berlin und Inhaber der Stiftungsprofessur für klinische Naturheilkunde am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

„Für das Fachpublikum stellt die VegMed eine hervorragende Möglichkeit zur Fortbildung dar", sagt Dr. med. Christian Kessler, Forschungskoordinator und Funktionsoberarzt an der Charité Hochschulambulanz für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin. „Auch das Netzwerken mit Kollegen spielt eine wichtige Rolle beim Austausch über das Präventionspotenzial vegetarischer und veganer Kostformen", so Kessler weiter.

Eröffnet wurde der Kongress von Prof. Dr. Hans Diehl, Gründer des Lifestyle Medicine Institute in Loma Linda in Kalifornien, mit einem Vortrag zum Thema „Messer und Gabel – Massenvernichtungswaffen oder Instrumente für Gesundheit und Heilung?“. In seinem Vortrag stellte Diehl eindrücklich dar, wie die veränderten Essgewohnheiten seit der Nachkriegszeit mit mehr tierischen Fetten zu chronischen Erkrankungen mit mittlerweile globalem Ausmaß geführt haben. Er rief zu einer Kehrtwende in der Medizin auf: „Mit Medikamenten lassen sich diese ernährungsbedingten Erkrankungen nicht heilen, sondern nur kontrollieren. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel in der Medizin. Wir müssen die Menschen bilden, motivieren und inspirieren, mit einer gesunden pflanzenbasierten Ernährung und Bewegung ihre Gesundheit zu stärken“, so Diehl.

Gemeinschaftlich gelingt Ernährungsumstellung am besten

Prof. Dr. Andreas Michalsen klärte in seiner Keynote darüber auf, inwiefern intermittierendes Fasten und eine pflanzenbasierte Ernährung das Konzept für ein langes Leben sein kann. Prof. Dr. Heike Englert, Professorin für Ernährungsmedizin und Public Health Nutrition an der Fachhochschule Münster, erläuterte in ihrem Vortrag „Fleischlos essen, aber wie?“ wie genau eine pflanzenbasierte Ernährung in den Alltag integriert werden kann. Sie stellte dar, wie auf kommunaler Ebene in dem nordrhein-westfälischen Dorf Billerbeck eine Verhaltensänderung der Bevölkerung herbeigeführt werden konnte. Mithilfe eines auf Gemeinschaft basierten Lebensstilprogramms aus Gesundheits-Coachings, Workshops, Kochkursen und Infoveranstaltungen wurden eingefahrene Gewohnheiten aufgebrochen. Das Ergebnis: Der Fleischverzehr konnte in den ersten zehn Wochen um 25 Prozent gesenkt werden.

Die internationale Ernährungsexpertin Brenda Davis beschäftigte sich mit der Frage, ob eine pflanzenbasierte Ernährung eine Lösung für Diabetes sein kann, und Prof. Dr. Claus Leitzmann, Vorreiter auf dem Gebiet der Erforschung vegetarisch-veganer Ernährung, berichtete eindrucksvoll darüber, dass pflanzliche Proteine eine hohe Wertigkeit haben, leicht und vielfältig verfügbar sind und bei einer pflanzenbasierten Ernährung die Versorgung mit Proteinen absolut gewährleistet ist.

Deutlich wurde insbesondere beim Publikumstag am Sonntag, dass Gesundheit als grundlegende Motivation für pflanzenbetonte Ernährung gilt, sie aber auch immer im Wechselspiel mit den Themen Ökologie, Ökonomie und Ethik steht. Pflanzenbasierte Ernährung habe sich zu einer anerkannten Lebens- und Ernährungsform innerhalb einer zukunftsweisenden Bewegung entwickelt, sind sich die Experten einig.

Die Charité Hochschulambulanz für Naturheilkunde am Immanuel Krankenhaus Berlin, die Stiftung Reformhaus-Fachakademie und ProVeg Deutschland e.V. organisierten den Kongress mithilfe eines wissenschaftlichen Beirats und assoziierter Partnerinstitutionen.

 
 
 
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